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Geschichten aus der Ewigkeit

Format DIN A 5
106 Seiten
gebunden (Hardcover)
Fadenheftung
1988

Selbstkostenpreis 11,35 Euro
zzgl. Verpackungs- und Versandkosten

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Einführung
von Gerda Fiedler

Die Geschichten dieses Buches sind den Menschen zugedacht, die mit ihren Gedanken und Träumen am liebsten über dieses Leben hinausdringen, um verborgene Wahrheiten in anderen Ebenen aufzudecken. Der sie mir erzählt hat, kommt abends zur gewohnten Stunde zu mir, um mit mir über die tausend Fragen zu sprechen, die einen kleinen Menschen bewegen. Und wenn er viel Zeit hat, wird es auch mal eine Gute-Nacht-Geschichte.

Man merkt es diesen Geschichten an, daß sie aus einem anderen Blickwinkel kommen: Der Erzähler überquert so selbstverständlich die Grenzen von Himmel und Erde, er kennt die Gesetzmäßigkeiten sichtbarer und unsichtbarer Welten und die Gewohnheiten ihrer Bewohner. So weiß er auch Einzelheiten vom Urbeginn aller Zeiten und vom Geheimnis der ewigen Pforte, und er ist überzeugt, daß Schöpfergeister ebenso mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen haben wie Menschenkinder – wenn auch auf andere Art. Allerdings
sieht er die Schwierigkeiten eines Menschen meistens in Verbindung mit dem Woher und Wohin seines „großen“ Lebensweges. Das liegt daran, daß mein Erzähler alles von „oben“ sieht. Er ist doch ein Engel.

Es schadet dem Wahrheitsgehalt der Geschichten nicht, wenn sie in märchenhafter Weise gestaltet sind oder auf den ersten Blick so aussehen, als wären sie für Kinderohren bestimmt. Das Unantastbare, das Grundsätzliche im ewigen Auf und Ab des Seins kann man in mancherlei Gewänder kleiden. Und wenn sich mein Märchenengel für diese Form entschlossen hat, dann sicher aus gutem Grund. Menschen von heute tun sich noch schwer, wenn sie die Wirklichkeit einer Welt erfahren wollen, die nicht nach heutigen Grundsätzen meßbar ist. Doch weiß man, daß sich auch manches Kinderherz hinter einem glänzenden Verstand verbirgt und mit anderen Maßstäben begreifen will.

Und so haben wir eines Tages beschlossen – mein hoher Freund und ich – die schönsten Geschichten aufzuschreiben und anderen in die Hand zu geben. Beim Aufschreiben stand mir mein Engel oft zur Seite, und ich habe den Eindruck, er war – ebenso wie ich – mit echter Freude bei der Sache.

Dieselbe Freude wünsche ich auch Ihnen beim Lesen.

 

Inhalt


I. Von Schöpfern und Engeln im himmlischen Tun

Der Urgeist und die Zeit
Als der kleine Stern zum großen Schöpfervater fuhr
Der Knoten
Die Sonnenfamilie
Als uns der Urengel besuchte
Wem die Letzte Posaune bläst
Der achte Tag

II. Von des Menschen beschwerlichem Weg zum Himmelreich

Der Spielmann
Die Fahrt ins schwarze Loch
Die eine Pforte
Von einem, der auf schnellstem Wege wiederkam
Der Sonnensucher
Sternguckers Reise

 

Leseprobe

Der Sonnensucher


Es war einmal ein Mann, der lebte in einer Gegend am Ende der Welt, in der es immer so dunkel war wie in einem Polarwinter. Der Mann liebte seine Heimat, denn er hatte nie eine andere kennengelernt.

In den Weiten der ewigen Nacht – mit den schönen schimmernden Schneefeldern – konnte man Tiere jagen und gemütliche Hütten bauen, wo man eng beieinander saß. Am Himmel blitzten geheimnisvolle farbige Lichter auf, und manchmal fuhren Sternschnuppen wie silberne Pfeile über sie dahin.

Die Menschen, mit denen er hier lebte, mußten vieles entbehren, so wie er auch. Aber sie kannten es ja nicht besser.

Von Zeit zu Zeit erschien fern am Horizont ein großes, rundes, goldenes Licht. Das sah ganz anders aus als alle Lichter, die sonst in ihrer Winternacht am Himmel erschienen. Einige der alten Hüttenbewohner wußten: Das ist die Sonne! Sie strahlt in einem weit entfernten anderen Land und hüllt dort alles ein mit ihrem Licht und ihrer Wärme. Und wirklich: Das unbekannte goldene Himmelslicht schaute immer nur für ein kleines Weilchen über den fernen Horizont – dann verschwand es schon wieder, und man konnte nur noch von ihm träumen.

Eines Tages zog der Mann wieder einmal zur Jagd hinaus in die Schneefelder der geheimnisvollen ewigen Nacht, um Nahrung und warme Felle zu erbeuten. Da geschah etwas Eigentümliches. Er sah, wie er ganz unbeabsichtigt immer weiter dem fernen Horizont zustrebte, es zog ihn auf unerklärliche Weise zu der Stelle hin, wo ab und zu die Sonne hervorblickte. Und seltsam – je weiter er sich dieser fremden Gegend näherte, um so heller leuchtete der Horizont, und um so länger ließ sich die fremde Sonne blicken, wenn sie ihre gewohnte Reise dicht über den fernen Hügeln antrat.

Tagelang mußte der Mann schon gelaufen sein. Die Dunkelheit rings um ihn herum wurde immer durchsichtiger, schon konnte er die ersten Konturen seines Weges erkennen. Und je deutlicher seine Augen wahrnehmen konnten, um so stärker wurde seine Sehnsucht nach dem Sonnenland.

Da beschloß der Mann, nicht mehr rückwärts zu schauen. Er wollte seine ganze Kraft einsetzen, um den mühevollen Weg in das unbekannte Land zu schaffen.

Er brauchte eine unendlich lange Zeit. Es schien ihm, als hätte er sein halbes Leben damit zugebracht – aber die Mühe war es wert! Endlich war er über den letzten hohen Berg geklettert. Und da stand er mit aufgerissenen Augen und blickte in das Land, das Tag und Nacht gleichermaßen offenbarte – so, als wollte es gerechterweise die unterschiedlichen Verhältnisse von Hell und Dunkel vorführen. Auf daß sie jedermann sehen und sich entscheiden konnte.

Unser Jäger aus der dunklen Heimat hatte sein großes Staunen bald überwunden und begann zu erkunden, was das Sonnenlicht offenbar werden ließ. Glasklar lagen die Dinge da – offen für alle Welt. Nirgends gab es geheimnisvolle Schleier. Er brauchte nur richtig hinzuschauen und zu begreifen, was da großzügig angeboten wurde: schöne Wohnstätten, wie er sie niemals zuvor gesehen hatte, große Brunnen, die nie versiegten und allen Durst stillten, und reiche Fundgruben mit tausendfach verschiedenen Schätzen angefüllt.

Aber auch unvermutete Schwierigkeiten gab es hierzulande. Wer sich einen der Schätze aneignete, übernahm damit auch die Verantwortung, ihn weise zu gebrauchen. Indem er seinen Gehalt erkannt hatte, mußte der glückliche Besitzer auch dafür sorgen, daß andere auf rechte Weise daran teilhaben konnten. Das war – auch wenn man es gern wollte – manchmal nicht so einfach.

Oft dachte der Mann zurück an sein Leben in der immerwährenden Nacht; denn er hatte dieser Erinnerung einen kleinen Platz in seinem Herzen eingerichtet. Manches war dortzulande auch einfacher und weniger anstrengend gewesen.

Wie auch immer – an ein Sonnenleben gewöhnt man sich wie von selbst, sozusagen aus heiterem Himmel. Und eines Tages gehört es zu einem selbst. Mit der Gewöhnung wächst die Liebe zu jedem Strahl dieser herrlichen guten Sonne, die hoch oben am Himmel ihre Bahnen zieht und alles im Land in Bewegung hält.

Der Jäger aus dem fremden Land strengte sich nach Kräften an, um die kostbaren Stunden zu nutzen, die ihm jeder Tag schenkte. Schließlich war sein Rucksack randvoll gefüllt: mit edlen Perlen und Erinnerungen – mit wertvollen Mosaiken und Erkenntnissen in mannigfachen Gestaltungen, die ein Bild gaben von den hier entdeckten Reichtümern. Dann machte er sich auf den Weg in die dunklen Weiten am Ende der Welt.

Er wollte die Freunde seiner alten Heimat besuchen und ihnen ein bißchen Glanz in ihre dunklen Behausungen bringen. Ihr eintöniges, hartes Leben, in dem es so wenig Freude gab, sollte ein bißchen heller werden. Und er wollte alle, die es wünschten, in das Land unter der Sonne führen.

Denn er wußte jetzt: Im Land der Sonne zu leben – das muß eine verborgene Sehnsucht in den Herzen aller Menschen sein. Wer diese Sehnsucht eines Tages entdeckt, kann nimmermehr ruhen. Er muß dieses Land so lange suchen, bis er es findet und weiß, daß er dort zu Hause ist.

 

Signatur der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig - Frankfurt a. M. - Berlin: 2001 A 3970

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