Einführung
von Gerda Fiedler
Wer
im Inneren Weg heranwachsen will, macht früher oder später
die Erfahrung, daß er in seinem Streben nach Vervollkommnung nicht
allein ist.
Der
die Bedingungen des seelisch-geistigen Stufenweges gewollt hat, wußte
wohl um die Schwierigkeiten, die der Menschengeist im Laufe seines Wachsens
und Werdens überwinden muß. Er erdachte das, was wir „Gnade
auf dem Weg“ nennen: den Beistand eines himmlischen Begleiters,
der mit seinen Handreichungen allerdings die Entscheidungen und das
Mühen des einzelnen nicht erübrigt.
Eines
Tages erleben wir bewußt, wie sich göttliche Liebe in uns
ausdrückt. Das kleine Ebenbild erkennt sein Ziel.
In
den Kapiteln dieses zweiten Bandes geht es wieder in gleichnishaften
Erzählungen und begleitenden Texten um das Ringen des Menschen
auf seinem Weg zum Himmelreich. Diesmal an der Hand seines guten Engels.
„...Sie
blicken in alle Herzen, die sich bereitwillig öffnen, und sie erfassen
alle Gedanken, die sich hinaufwenden in ihre lichte Heimat. Und so kommt
es, daß niemand, der guten Willens ist, auf seinem schweren Weg
allein gelassen wird.“
Inhalt
1. BEGLEITUNG AUF DEM WEGE
Wie Gott seine Engel neu einkleidete
Der unsichtbare Freund
2. VERSÖHNUNG
Vom Bogen, der die Wetter eint
Jenseits aller Gegensätze
3. MEDITATION
Indische Legende
Gott ist Geist und kann nur im Geist erfahren werden
4. VOM UMGANG MIT DEM SELBSTGEFÜHL
Die Perücke
Wenn die Selbst-Sicherheit auf dem Spiele steht
5. DER GESEGNETE AUGENBLICK
Dann kam der richtige Sonnenstrahl
Wenn uns der Himmel berührt
6. VON DES MENSCHEN SUCHE NACH WAHRHEIT
Der Schatzgräber
Was ist Wahrheit?
7. VON DEN ORDNUNGEN DES ÄUSSEREN UND INNEREN HIMMELS
Der Schüler kommt zum Meister Astronomie der inneren Welt:
1 Über die „Sonne“ – den Schöpfer aller Dinge
2 Von den Ordnungen der „Sterne“ – den liebenden Geistern Gottes
3 Über den „Mond“ – den Fürsten der Finsternis
4 Herausforderung durch den „Wind“
Leseprobe
Was ist Wahrheit?
Die Suche nach Wahrheit ist ein unbewußtes Verlangen, das dem
Menschen seit Anbeginn innewohnt. Weil der unvollkommene Mensch –
und das ist der weise Sinn dieser Suche – sich nicht mit seiner
Unvollkommenheit abfinden, sondern im eigenen Bemühen herausfinden
soll, daß hinter allem Irrtum, aller Täuschung und Vieldeutigkeit
eine Gültigkeit waltet, die allem Sein zugrunde liegt.
Wer diese andere Wirklichkeit allmählich zu begreifen beginnt,
will schließlich auch das Ziel seines überdimensionalen Lebens
mit dieser Wirklichkeit verbinden. So dachte auch ein weiser Schöpfer,
der den Wanderer auf dem Weg zum Himmelreich zwar mit einem freien Willen
bedachte, der aber gleichzeitig das Sehnen nach vollkommenen Werten
und zuverlässigen Bedingungen in uns Menschen anlegte: den Wunsch,
die „Wahrheit“ zu finden.
„ W a h r h e i t “
steht für Gültigkeit – Unwiderlegbarkeit – Unfehlbarkeit;
sie ist das Fundament absoluten Lebens, der Ausdruck urgöttlichen
Seins; wo etwas wahr ist, ist es echt – richtig – untrüglich
– unumstößlich – eindeutig und unverfälscht;
jedes grundlegende Prinzip bedeutet Wahrheit; der eigentliche Bestand
aller Weltengründe, das eigentliche Soll und Haben, die im Ursprünglichen
verankerten Bedingungen sind Erscheinungen einer ewig währenden
Wahrheit.
„ W a h r h a f t i g k e i t “
ist noch nicht gleichbedeutend mit „Wahrheit“.
Wenn jemand „die Wahrheit spricht“, heißt das: er
ist wahrhaftig, er lügt nicht. Er berichtet über einen Tatbestand
seinen eigenen unvollkommenen Möglichkeiten entsprechend, er weiß
es noch nicht besser. Allerdings offenbart er damit noch nicht die eigentliche
Wahrheit – dennoch ist dieser Mensch wahrhaftig.
„ U n w a h r h e i t “
kann also auf Irrtum beruhen, und damit auf unvollkommenem Denken und
Handeln.
Unwahrheit entsteht aber auch durch gewollte Täuschung.
Von den Ordnungen der „Sterne“
Weißt du, wieviel Sternlein stehen...? Kein Erdenmensch kennt
ihre Zahl. Sie überfluten die Weiten des Alls, diese kosmischen
Heerscharen. Kaum wissen wir etwas über die Dauer ihrer Existenz,
über ihr Erscheinen und Wiederverglühen. Der nächtliche
Himmel gibt sein Geheimnis dem andächtigen Beschauer nur zögernd
preis.
Weißt du, wieviel Engel lieben im gottväterlichen Werk? Kein
Erdenmensch kennt ihre Zahl. Sie durchdringen die Weiten des göttlichen
Alls, diese himmlischen Heerscharen. Kaum wissen wir etwas über
die Bestimmung ihres Lebens, über ihre Ideen und Talente, ihr Woher
und Wohin. Doch dem Wanderer, der auf den Wegen in die Ewigkeit eine
himmlische Hand ergriffen hat, offenbart sich das Wesen der liebenden
Geister Gottes: Er macht
Erfahrung mit ihrem guten Wollen, er wird umfangen von ihrer lichten
Persönlichkeit.
Und weiter: So, wie die Sterne des kosmischen Himmels von Kraftfeldern
getragen in festen Ordnungen über gemeinsame Bahnen ziehen –
den Größten umkreisend als den Regenten ihres Systems –
so leben und schaffen auch Gottes Geister in der Kraft des Himmelsvaters.
Die Größten und somit Ältesten tragen die Verantwortung
für das Gedeihen der ihnen anvertrauten „Kleinen“ –
der heranwachsenden Jugend des Lichts.
Große Himmelslichter sind Söhne Gottes aus unmittelbarer
Geburt. Sie sind die Könige himmlischer Ordnungen; sie bahnen neue
Wege für ihre Nachfolger: Millionenfaches geistiges Leben führen
sie durch stufenweise Entfaltung bis in die Erfüllung gottgegebenen
Seins.
Alte Schriften nannten diese Engel Seraphim und Cherubim. Geht einer
von ihnen zur Erde, ist er Lichtbringer in himmlischer Mission. Wir
sagen: Gott reicht uns seine Hand, wenn Irrtum und Unvollkommenheit
zu einem Niedergang der Menschheit führen.
Und was wissen wir über die Scharen der jungen „Sterne“
in den Lebensfeldern Gottes? Auch ihr Licht trägt den Reichtum
Gottes in sich – wie zart es auch leuchtet im riesigen Heer. Jedes
einzelne ist ein kleines Ebenbild seiner Herrlichkeit.
Wer einmal Engel werden will, wird seinen Platz in diesen Ebenen finden.
Ob Seele, ob Mensch: Jedes Wesen kann im freien Wollen über seinen
Werdegang entscheiden – das hohe Ziel bedeutet Vollkommenheit.
Das also gereifte Fühlen, Denken und Handeln ist die Basis für
eine Geburt ins Licht.
Signatur
der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig – Frankfurt a. M. – Berlin:
2001 A 3971
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