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Vom Wachsen und Werden im Inneren Weg
Band I


Format DIN A 5
90 Seiten
gebunden (Hardcover)
Fadenheftung
1986

Selbstkostenpreis 6,15 Euro
zzgl. Verpackungs- und Versandkosten

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Einführung
von Gerda Fiedler

In zehn gleichnishaften Geschichten und erläuternden Texten zum jeweiligen Thema gibt dieses Büchlein Hinweise zum „seelisch-geistigen Entwicklungssoll“ des Menschen.

Überall da, wo geistiges Leben existiert, sucht dieser Geist nach Vervollkommnung seiner ihm innewohnenden Eigenschaften und Kräfte. Immerhin hat der dem Menschen eigene Geist dafür eine kleine Ewigkeit Zeit. Aber jedes einzelne Menschenleben ist ja ein kostbarer Abschnitt dieser Ewigkeit und kann sinnvoll genutzt werden.

In den Ebenen seines Inneren Weges wird jedem die Verantwortung für das eigene Wachsen und Werden zugemessen, indem er sich seinen Möglichkeiten gemäß um eine stufenweise Verbesserung seines inneren Wertbestandes bemüht und Erfahrungen macht mit grundlegenden Zielsetzungen, die ja über die Grenzen eines Menschenlebens hinausreichen. Denn dieser Innere Weg ist ein Stückchen Welt, das in die immerwährenden
Ordnungen Gottes hineinreicht.

Die einzelnen Kapitel dieses kleinen Lehrbuchs sind in der Begegnung mit meinem himmlischen Mentor niedergeschrieben worden.

 

Inhalt

 1. GESETZ DER WIEDERGEBURT
     Unser kleiner Wald 
     Die immer-wiederkehrende Seele
 2. FREIHEIT DES WILLENS
     Die Krone der Schöpfung
     Gebrauch des freien Willens
 3. VOM SINN DER REIBUNG
     Als sich Wasser und Feuer begegneten
     Im Für und Wider der Gegensätze
 4. VOM RECHTEN AUSGLEICH
     Vom Bächlein, das seinen Ausgleich suchte
     Ausgewogenheit der Kräfte
 5. DAS GEWISSEN ALS WEGHELFER
     Solange es nur heftig nagt
     Was ist ein Gewissen
 6. VOM WERT DES BEMÜHENS
     Das eigentliche Soll
     Eine himmlische Eigenschaft
 7. STUFUNGEN DER LIEBE
     Der Korb
     Die verschiedenen Gesichter der Liebe
 8. VOM SINN DER EINDEUTIGKEIT
     Wer sein Heil auf zwei Wegen sucht
     Eindeutigkeit - als Haltung des Geistes 
     Eindeutigkeit - im menschlichen Leben 
     Eindeutigkeit - in der Welt der inneren Suche
 9. VOM RECHTEN WACHSEN UND WERDEN
     Zwei Bäumchen wachsen im selben Grund
     Leben wider den Geist
10. VON DER ICHVERHAFTUNG ZUM AUSSERPERSÖNLICHEN FÜHLEN UND DENKEN
     Als der Käfer fliegen lernte
     Sich selbst überwinden, um sein anderes Selbst zu finden

 

Leseprobe

1. GESETZ DER WIEDERGEBURT

Unser kleiner Wald

Diese Geschichte erzählt von einem kleinen Wald vor den Toren unserer Stadt. Er wird von den Vögeln und Eichhörnchen, die in seinen Bäumen wohnen, ebenso geliebt wie von den Menschen, die auf seinen schattigen Wegen Erholung suchen.

Unser Wald ist im großen und ganzen ein Laubwald, der sein wunderschönes Gewand jedes Jahr von neuem entfaltet. Seine Bäume haben verschiedene Namen, sie bilden spitze und breite Kronen, knorrige und schlanke Äste und zeigen sich in ganz verschiedenartig geformten Blätterkleidern. An einer Stelle gibt es ein undurchdringliches Dickicht, in dem seltene Vögel brüten, an anderen Stellen machen die Bäume Platz für kleine runde Wiesen mit vielen Blumen und Schmetterlingen.

Er hat schon sein eigenes Gesicht, dieser Wald – so lieblich und zugleich majestätisch wie er sich gibt in seiner eigenwilligen Gestalt. Und insofern unterscheidet er sich auch von den anderen Wäldern in den Nachbargebieten. Aber in einem Punkt gleicht er allen Wäldern der Welt: Er unterliegt dem großen Gesetz der Wiedergeburt.

Im ständigen Kreislauf von Werden und Vergehen wächst er allmählich heran. Sein Wachstum ist ein kontinuierlicher Prozeß – von dem wir allerdings nur die äußerlich sichtbaren Intervalle miterleben; die Phasen der inneren Wandlung macht er mit sich selber ab.

Im Vorfrühling, wenn die Sonne höher steigt und sich unseres kleinen Waldes annimmt, erwacht er aufs Neue zum Leben. Während noch der letzte Schnee von den mächtigen Kronen tropft, beginnt er leise zu atmen. Vorsichtig heben sich die schweren Äste und halten Millionen winzig kleine, verklebte Knospen in das wärmende Sonnenlicht. Und dann geschieht alles wie von selbst: Unser Wald öffnet seine unzähligen Augen und macht sich auf den Weg durch die Jahreszeiten – das sind die immer wiederkehrenden Wachstumsphasen seines Lebens.

Es sieht so aus, als dürfe man ihn im ersten grün schimmernden Schleiergewand gar nicht anrühren, so zart wirkt er um diese Zeit. Aber das täuscht. Seine ihm innewohnenden Kräfte warten nur auf den Morgen, an dem er überall Blütenlichter anzünden will. In den schönsten Farben – mit stolzen Dolden, kleinen Federbüscheln, Trauben und Kränzchen schmückt er sich von Kopf bis Fuß: Unser Wald sieht aus, als wolle er tanzen gehen.

Der kurzen Periode überschäumender Freude folgt die Zeit der Arbeit an sich selbst und der Pflichten für andere. Wer kann schon ermessen, was es heißt, nach einem verborgenen Vorbild zu wachsen? Millionen Blätter formt ein Baum nach dem für ihn gültigen Muster. Dem inneren Trieb vertrauend balanciert er seine Äste und flechtet seine Zweige himmelwärts, auf daß das Ganze auch diesmal wieder ein einmaliges Kunstwerk wird. Emsig schürft er humusspendenden Grund und dürstet nach jedem Tropfen Wasser, den ihm der Himmel schenkt.

So ein kleiner Wald muß doch ein liebevolles Herz haben. In seinen Schlupfwinkeln bietet er unzähligen hungrigen Mäulern Wohnung an und sorgt, daß alle zu futtern haben. Geduldig trägt er die Nester seiner Vogelgemeinden, damit der Nachwuchs ja nicht zu Schaden kommt. Er streckt seine Arme nach überall hin – so kann viel Volk auf ihm sitzen und trillern und fröhlich herumspazieren. Und die von auswärts anreisen, sind ebenso willkommen. Wenn einer lieber parterre wohnt, kann er auch in den Moosschuhen eines alten Baumriesen unterkriechen; da schläft es sich besonders gut, wenn‘s winterlich wird.

In den letzten Wochen seines immer wiederkehrenden Lebens verschenkt der kleine Wald alles, was er in seinen Taschen hat. Aus Leibeskräften rüttelt er an seinem Gewand, bis der ganze Reichtum zu Boden prasselt. Nur noch zuzugreifen brauchen alle – die Tiere und die Kinder.

Wer in diesen Tagen in unserem Wald spazierengeht, merkt ihm seine tiefe Freude und Dankbarkeit an. Noch einmal hat er sich bunt geschmückt, sozusagen als Abschiedsgruß für uns alle. Denn abends kommen schon die kalten Nebel und senken sich in die Kronen seiner Bäume. Unser Wald beginnt ein wenig zu frieren. Er sieht so aus, als wolle er seine Augen bald wieder schließen und friedlich zur Ruhe gehen. Für dieses Mal.

Doch er fürchtet sich nicht vor dem Sterben. Bevor die große, über allem waltende Kraft die Säfte seiner Bäume nach innen zieht, hat sie das Wunder vollbracht: Unzählige Ansätze sorgfältig verschlossener Knospen übersäen das kahle Geäst und lassen uns wissen, daß eines Tages alles Leben wiederkehrt.

Der Winter deckt alles zu. Er bringt alles zum Stillstand, wenn sein frostiger Atem unseren kleinen Wald berührt. Doch innen vollzieht sich die Wandlung – unsichtbar wirkt die Zeit. Bis zu dem Tag, an dem die Sonne es will, daß neues Leben ersteht und neues Wachsen und Werden geschehen läßt.

 

Signatur der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig: 2015 A 55467

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